"Jedes Kind kostet die Mutter einen Zahn", sagt der Volksmund. Allerdings muss heute eine werdende Mutter keinen Zahnverlust mehr fürchten, denn diese alte Weisheit stammt sicherlich aus Zeiten, als ausgewogene Ernährung schwierig und die Zahnvorsorge noch mangelhaft waren.
Während der Schwangerschaft stellt sich aber der Hormonhaushalt um.* Dies ist auch den meisten bekannt. Doch dass das in besonderer Weise auch die Zahngesundheit betrifft, wissen viele nicht.
Durch die Umstellung der Hormone kommt es zu einer erhöhten Konzentration des Hormons Progesteron, welches zu einer Auflockerung des Bindegewebes und zu einer Erweiterung der Blutgefäße führt.
Bakterien aus Zahnbelägen können deshalb leicht in Zahnfleischtaschen eindringen und hier eine Entzündung ("Schwangerschafts-Gingivitis") oder Karies und Zahnschmerzen verursachen.**
Die Zahnbetterkrankung kann jedoch nicht nur der werdenden Mutter, sondern auch dem Ungeborenen schaden. Durch die Bakterienbesiedelung in dem Zahnbelag und den Zahnfleischtaschen werden Entzündungsbotenstoffe ausgeschüttet, die in der Gebährmutter eine Immunreaktion auslösen könnten mit der Folge vorzeitiger Wehentätigkeit. Es könnte also dadurch zu einer Frühgeburt kommen.***
In dem Zusammenhang sollte jede Frau, noch bevor Sie schwanger wird, die Therapie einer eventuellen Zahnbett- oder Karieserkrankung abgeschlossen haben.
Wir Zahnärzte werden oft gefragt, wann der erste Zahnarztbesuch bei den Kleinen notwendig ist. Die erste Untersuchung beim Zahnarzt sollte spätestens mit der Zahnärztlichen Früherkennungsuntersuchung (FU) ab 30. Lebensmonat erfolgen.
Eine erste Vorstellung des Kindes beim Zahnarzt mit Durchbruch der Frontzähne (zwischen sechs und zwölf Monaten) wäre optimal.
Sobald eine Frau schwanger wird, denkt man, dass sie "für zwei" essen muss. Im Gegenteil: Besser verstärkt die Lebensmittel verzehren, die wenig Kalorien, dafür aber reichlich Vitalstoffe enthalten - also viel Gemüse, Salat und Obst, Vollkornprodukte, dazu magere Fleischwaren und etwa 2 mal pro Woche Fisch.
Mit einer gesunden Ernährung, die ausreichend Kalzium, Vitamin D und Fluorid enthält, schaffen werdende Mütter die Basis für eine gute Zahnsubstanz bei Ihrem Kind.
Um Komplikationen vorzubeugen, sollte also jede Frau spätestens - sobald die Schwangerschaft bestätigt ist - mindestens zwei zahnärztliche Untersuchungen in Anspruch nehmen.
Empfehlenswert als wichtige Säule der Vorbeugung ist zudem eine Professionelle Zahnreinigung in der Praxis, sie kann normalerweise im ersten Schwangerschaftsdrittel noch problemlos durchgeführt werden.
* (vgl. ZahnPortal.de; 09/07 S. 1/2)
** (vgl. Lückenlos 01/02/03 2011 S. 4-6)
***(vgl. BLZK Zähne und Allgemeingesundheit, Wechselbeziehungen S. 20)